Mit Physio alleine wird‘s schwer werden…
Wenig Alternativen
Physiotherapie – alles recht und gut – aber irgendwas muss ich doch noch etwas machen können, um etwas mehr Kondition aufbauen zu können.
Das war das Thema, das mich zu Beginn des Monats sehr beschäftigte und ziehe jetzt im Monatsabschluss mal Bilanz. Außerdem beginnt ja auch bald das Krafttraining im Studio und bis dahin wäre es bestimmt nicht verkehrt, ein wenig fitter sein. Was also tun? Mit Radfahren soll ich noch etwas warten und wenn, dann nur erst kurze Fahrten, da hier auch viel gesessen wird und im Moment eher kontraproduktiv wäre. Fällt also schon mal aus. Schwimmen wäre nicht schlecht – Brustschwimmen partout nicht und fürs kraulen über einen längeren Zeitraum fehlt mir ebenfalls die Kondition. Fällt also zweimal aus.
Durch Zufall fallen mir beim Aufräumen in der Abstellkammer meine leicht eingestaubten adidas DURAMO 5 ins Auge. Das soll jetzt keine Schleichwerbung werden, aber nur um sich ein Bild von den Teilen machen zu können, hier die “technischen Daten”:
adidas DURAMO 5 – Laufschuh – White / Metallic Silver / Blue Beauty
adiPRENE® dämpft Aufprallkräfte im Rückfuß.
adiWEAR® : abriebfeste Außensohle für hohe Belastungen.
EVA Zwischensohle bietet lang anhaltende Dämpfung mit geringem Gewicht.
Was für ein Gedöns um die Beschaffenheit eines Schuhs, dachte ich so bei mir. Musste jetzt selbst nochmal danach googeln, um genau zu wissen, was das für ein Schuh überhaupt war. Weiß der Geier, wofür ich mir die vor einem Jahr mal zugelegt hatte. Soll ja lt. Beschreibung ein echter Laufschuh sein… Gelaufen war ich damit definitiv nie…
Apropos laufen – allein der Gedanke daran, jemals wieder eine Strecke von einem Kilometer ohne anzuhalten durchzulaufen, kam mir gerade jetzt ziemlich absurd und unmöglich vor. Als ich sie jedoch so in den Händen hielt, fiel mir wieder ein, dass ich vor einem guten Jahrzehnt und noch einem weiteren Jahrzehnt davor, doch immer recht viel gelaufen bin. Als ich eine längere Zeit in Eltersdorf bei Erlangen lebte, ging es oft an der Regnitz entlang zum Rhein-Main-Donau-Kanal bis zur nächsten Schleuse und wieder zurück. Später hatte ich dann mit einem Marathonläufer zu tun, der ausgerechnet auch noch, während des Grundwehrdienstes, mein Kompaniechef war – was das im Endeffekt für uns alle damals bedeutete, kann man sich sicher denken. Und so lief ich auch später noch – einfach so, ohne Trainingsplan oder besser, ohne überhaupt jeden Plan. Einfach „just for fun“… weil es gut tat, Spaß machte – nur du mir dir selbst und so lange und so weit es eben ging.
Und so beginnt das Schicksal seinen Lauf… wortwörtlich…
Allen Ernstes ziehe ich die Schuhe an und gehe in Jeans und T-Shirt durch den Ortsteil „spazieren“. Falsches Wort – eher schnell gehend. Ich gehe so schnell ich kann, ohne dabei ins Laufen zu verfallen. Hatte nebenbei gehört, dass man das wohl inzwischen als Walking bezeichnet. Mein Opa nannte dies sonntags, nach dem 3-Gänge-Mittagessen, einen „strammen Spaziergang“ zum Verdauen machen.
Ich beginne das Walken zuerst mit einer halben bis dreiviertel Stunde und wiederhole das Ganze nach zwei Tagen – komme dabei dennoch ganz schön ins Schwitzen. Ich will mir Mühe geben, die Einheiten spätabends im Dunkeln zu machen, damit man mich nicht erkennt. Wie bescheuert ist das denn? Nachdem mir ein paar Läufer begegnet sind, die mich komisch anschauten, komme ich mir ehrlich gesagt etwas lächerlich vor. Vor allem das Ganze in Jeans mit den DURAMOs an den Füßen durchzuziehen, anstatt z.B. in einem Trainingsanzug. Sportklamotten halte ich jedoch für diesen Einsatzzweck für absolut unnötig und mache so weiter. Wahrscheinlich liegt es aber nur an meinem hochroten Kopf, warum die mich so ansehen. Da ich ja im Herzen des Kraichgaus lebe, gibt es auch mitten im Ortsteil ein paar Steigungen. Die nehme ich auf der Runde jetzt also noch dazu und so bin ich schon etwas länger und auch geforderter unterwegs, hab aber keine Ahnung wie weit überhaupt, nur dass ich immer länger unterwegs bin.
Da ich zu der Generation gehöre, die mit ATARI 2600, Commodore C64 und 286´er (mit 387´er-Coprozessor allerdings) aufgewachsen ist, hat man(n) schon den Hang dazu, etwas technikaffin zu sein und komme auf die Idee mir eine App aufs Smartphone zu laden, mit der ich genau das erfassen und festhalten kann – Dauer, Länge und Strecke. Inzwischen gibt es doch für fast alles eine App. Runtastic Laufen, Joggen, GPS und Fitnesstracker wird es werden. Gibt’s auch als PRO-Version, lade mir erst Mal die Free-Version runter und los geht’s. Zum Test der App reicht vorerst mal eine kurze Runde – hat alles super geklappt, nur musste ich ihr unterwegs den Mund verbieten – die App spricht mit dir – nach einem Kilometer plappert sie los und textet dich mit Statusmeldungen zu. Tja, selber Schuld – mache ich meistens so – erst probieren und dann nachlesen.
Meine Frau schüttelt inzwischen nur noch den Kopf und betrachtet meine abendlichen Wanderungen wohl als den Beginn einer ernsthaften Midlife-Crisis, mein Vorhaben in Kürze auch noch ein Fitnessstudio zu besuchen, bestärkt sie nur noch mehr darin und belächelt noch immer meine seltsamen Anwandlungen. Und sie steht damit nicht alleine. Ich weiß genau was sie denken: mal sehen ob er es wirklich durchzieht, wahrscheinlich ist es nur eine Phase, die genauso schnell wieder aufhört, wie sie angefangen hat. Wartet nur ab – denke ich mir…
Die App gibt mir nun Aufschluss darüber was ich so treibe – 2km, 3km, 5km und 7km – im Durchschnitt mit 8.30 – 9 min/km mit 150m Ab- und 150m Abstieg im Schnitt. Bergab natürlich schneller. Ist doch gar nicht so übel für den Anfang. Das walken geht noch einige Zeit so weiter, bis ich eigentlich genug davon habe… auch als Ex-Hobby-Rennradfahrer und Ex-Hobbyläufer steht man einfach auf etwas mehr Speed. Klar was jetzt kommt, oder? Ich versuche, nein, ich beginne aus dem walken heraus zu laufen, da es mir auf die Dauer zu langsam ist und mich nicht wirklich weiter fordert…
Hab es jetzt extra im Trainingstagebuch nachgeschaut – am 11. August beginne ich die Einheit mit walken und den ersten halben Kilometer zu laufen, allerdings viel zu schnell. Darauf eine Gehpause und dann wieder 1.3km laufend, diesmal langsamer – besser so. Wieder eine Gehpause und dann wollte ich wohl wissen, wie weit ich komme und laufe nochmal 3,5km in 25 Minuten. Das Tempodiagramm sieht übel aus, aber das erste Mal 3km am Stück. Unglaublich… aber es geht tatsächlich, mehr als nur 1km am Stück zu laufen und sich darüber zu freuen wie ein kleines Kind an Weihnachten, sich genau an dieses längst vergessene Gefühl zu erinnern, pure Freude und ein unbeschreibliches Glücksgefühl – du hast es gepackt. Bin froh darüber, dass ich das erfasst und aufgeschrieben habe. Vielleicht brauche ich das irgendwann wieder. Die Richtung, wohin es nun sportlich gehen sollte, war mir jetzt eindeutig klar…