Bandscheibenvorfall – Die Quittung für’s Nichtstun
Bilder lügen nicht – der Befund
Bääämmm – am 21. Juli 2014 der eindeutige MRT-Befund “4-facher Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule” – eine ist ziemlich hinüber, die anderen drei sind auf dem Weg dahin. Die Warnsignale waren bis dahin schon mehr oder weniger eindeutig gewesen – Taubheitsanfälle in den Beinen und Zehen, Schmerzen im unteren Rücken, Kopfschmerzen – erst in längeren und dann in immer kürzer werdenden Abständen. Bis zuletzt nicht wirklich ernst genommen.
Die Ursachen dafür lapidar immer mit “falschen oder ruckartigen Bewegungen” abgetan und dem Ganzen mit Massagen und ein paar Medikamenten entgegengewirkt. Bis jetzt. Selbst zwei Spritzen konnten gegen die heftigen und lähmenden Schmerzen im Hüftbereich nichts ausrichten – so ging es dann kurzerhand ins MRT. Das Arztgespräch kurz nach dem Besuch in der Röhre war im Endeffekt schon ein Schlag ins Gesicht – Bilder und Diagnose sprachen eine eindeutige Sprache – du hast es vergeigt und bist selbst Schuld.
In der Kurzfassung:
Nach einem Jobwechsel und Umzug folgen 12 Jahre Computerarbeitsplatz. Privat diverse Webseiten an den Wochenenden im Auftrag erstellt, sowie absoluter Stillstand jeglicher sportlicher Betätigung zollten jetzt ihren Tribut. Davor war ich eigentlich ständig in Bewegung gewesen, sehr viel unterwegs und konnte einen Teil der mir damals zur Verfügung stehenden Freizeit mit sportlichen Aktivitäten füllen (Laufen, Radfahren, Schwimmen, Krafttraining, etc.) – drei- bis viermal die Woche war Programm und dann, von heute auf morgen, von 100 auf 0 zurückgefahren. Naja, fast…
Es heißt ja nicht umsonst: “Wer rastet, der rostet”. Das viele Sitzen macht dich fertig – sofern du aufhörst, keinen Ausgleich dafür zu schaffen. Also mehr als nur vom Bürostuhl zur Kaffeemaschine, oder zum Mittagstisch und wieder zurück zu schlendern. Auch nicht morgens den Weg vom Parkplatz ins Büro und abends wieder zurück, auch nicht ein kurzer Spaziergang am Samstag zum Bäcker um die Ecke oder die wöchentlichen Besorgungen, die eben so anstehen.
Jeder Activitytracker wird hier absolut unterfordert und nicht nur der… der komplette Bewegungsapparat, Muskulatur, Bänder und Sehnen – alles verkümmert, verkürzt, schwindet und setzt dem Ganzen noch eins drauf. Es ist halt so von der Natur eingerichtet: was nicht benötigt wird und nur unnötig Energie verbraucht, wird abgebaut und für andere Dinge verwendet – Bio-Recycling.
Was also tun? Erstmal Linderung verschaffen – sonst wird das sowieso nix. Mit Schmerzen irgendwas zu tun ist auf Dauer nicht gerade förderlich und mitunter wohl auch eine sehr kurzweilige Angelegenheit… sie machen einen schon auf Dauer mürbe…
Eine Massage wird es schon richten – weit gefehlt
Ein Freund (inzwischen ist er selbst Personaltrainer) empfahl mir – aus voller Überzeugung und eigener Erfahrung natürlich – eine kompetente und erfahrene Physiotherapeutin ganz in der Nähe, die mir ganz sicher weiterhelfen könnte. Ich also nichts wie hin. Ein paar Massagen und ein wenig heißes Fango – das wird prima. Pustekuchen. Ich durfte arbeiten – an mir und größtenteils mit mir selbst. Es war schweißtreibend, anstrengend, mitunter tat es auch weh (nicht durch die Therapeutin – einige Bänder waren schon so sehr verkürzt, dass diese beim Dehnen zu krassen Krämpfen führten). Aber wie sagt man doch so schön: alles wird gut.
Nach einigen Therapiesitzungen, hauptsächlich bestehend aus speziellen Übungen für den unteren wie auch den oberen Rücken mit und ohne Gewichten, Koordinations-, Stabilisations-, Mobilitäts- und Dehnübungen mit und ohne Hilfsmittel – letztere drei Übungsmethoden sollte ich allerdings auch zwischen den Terminen mit ein oder zwei Tagen Pause dazwischen selbst ausführen – wurde ich fast schmerzfrei. Es war einfach unglaublich… Es gab schon ein paar Übungen, bei denen man sich schon lächerlich vorkommt, keine Frage – aber sie helfen ungemein.
Dann kam der Moment wo es KLICK machte, jedenfalls nach folgendem kurzen Gespräch während des vorerst letzten Termins. Ich fragte sie: “Und jetzt?”. “Entweder du machst so weiter und bist in ein paar Monaten mit den gleichen oder noch schlimmeren Symptomen wieder hier, vielleicht wird sogar irgendwann eine OP fällig, oder du machst etwas dagegen. Im Endeffekt heißt das für Dich: die Übungen die du erlernt hast weiterhin durchzuführen, spezielles Krafttraining für den Rücken und die Gesamtmuskulatur unter fachkundiger Anleitung regelmäßig durchzuziehen und einfach mehr Bewegung”, sagte sie mir direkt so ins Gesicht. Da kann man nix schön reden. Es klickte im Kopf recht laut – verdammt laut…
Vielleicht kennst du das Gefühl das einen beschleicht, wenn du ältere Menschen siehst die kaum noch gerade stehen bzw. sitzen können? Die sich wie in Zeitlupe fortbewegen oder nur mit Hilfsmitteln ein paar Schritte gehen können? Wahrscheinlich sogar denkst: das kann mir nicht passieren. Es kann und es kann auch ganz schnell gehen, bis es vielleicht sogar schon zu spät ist. Ich habe nochmal Glück gehabt und werde jetzt einiges dafür tun (müssen), diesen abartigen, lähmenden Schmerzen auf Dauer aus dem Weg zu gehen.
Prolog
Hab mich am gleichen Tag noch in einem Fitnessstudio angemeldet… Ich berichte demnächst bestimmt darüber, wie es weitergegangen ist (habe ich zumindest vor) und ob ich es geschafft habe, meinen inneren Schweinehund zu besiegen und wenn ja, wohin die Reise nun geht.